Wenn Pflege zur Herausforderung wird
Marion Steprath hat eine schwierige Aufgabe. Sie muss sicherstellen, dass die Bewohner der Lebenshilfe-Einrichtungen wie Birgden altersgerecht gepflegt werden. Dabei muss sie zwischen den gesetzlichen Anforderungen und den wirklichen Bedürfnissen der Bewohner vermitteln.Seit vorigem Jahr ist Marion Steprath bei der Lebenshilfe angestellt. Vorher hat sie schon zwölf Jahre in der Pflege in Wegberg und in Waldenrath gearbeitet. Dort hat sie auch Jürgen Franke kennen gelernt, als sie seine Mutter pflegte. Jürgen ist sehr froh, dass Steprath dann bei der Lebenshilfe anheuerte. „Ich würde sie nicht mehr hergeben“, erklärt er beim Besuch in ihrem Büro. „Denn sie steht zu uns Behinderten.“ Ihre Aufgabe ist es, die Betreuer in der Pflege der Bewohner zu unterstützen. Vor allem, weil die Bewohner immer älter werden, ist dies keine einfache Aufgabe. „Denn wir haben kaum Erfahrungen mit behinderten Senioren“, erklärt sie. „Die Jahrgänge vor 1945 fehlen fast ganz.“ Daher müsse heute völlig umgelernt werden. Denn Menschen mit Behinderung werden anders alt. Oft auch früher oder mit dramatischeren Folgen. Deshalb muss sie sicherstellen, dass die altengerechte Pflege den gesetzlichen Standards entspricht – und da liegt der Hase im Pfeffer. Denn die gesetzlichen Standards orientieren sich an der herkömmlichen Seniorenpflege und gehen nicht auf die speziellen Bedürfnisse behinderter Menschen ein. „Das lässt sich leider nicht vergleichen“, erläutert Steprath. „Trotzdem muss ich die Pflegemaßnahmen daran messen und entsprechend beurteilen.“ Ist zum Beispiel der Body Mass Index (BMI) für jüngere Menschen mit Behinderung ähnlich anzusetzen wie bei nichtbehinderten älteren Patienten? Auch der Zustand und die Pflege der Bewohner muss dokumentiert werden, um den Standards zu genügen. Standards, die jedoch auf eine andere Zielgruppe und Situation zugeschnitten sind. So besteht zum Beispiel auch bei jüngeren Bewohnern durchaus Sturzgefahr, worauf die Heimleitung mit speziellen Maßnahmen reagieren muss. „Während wir hier oft auch junge Menschen haben, die einen besonderen Pflegebedarf aufweisen, gibt es Leute wie Jürgen, die noch ziemlich fit sind“, führt sie aus.
Jürgen unterstützt sie, wo er nur kann. „Ich bin quasi ihr Sekretär“, erklärt er stolz. Da er lange Zeit auch dem Bewohnerbeirat angehört hat, weiß er, worauf er zu achten hat und was für ihre Arbeit wichtig ist. „Man merkt, dass sie weiß, wovon sie spricht“, betont er. Deshalb sei klar, dass er sie in ihrer Arbeit unterstützt. Marion Steprath weiß die Hilfe durchaus zu schätzen.
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