Montag, 2. Dezember 2013

"Was Weihnachten für uns ist"

Ein Gespräch mit Jürgen, Marlene und Michael


Jürgen: Weihnachten ist die Zeit der Freude und Gemeinsamkeit. Da denkt man an seine Mitmenschen, obwohl man das ja eigentlich das ganze Jahr über tun sollte. Aber das wird oft leider vergessen.

Marlene: Weihnachten ist schön. Es werden Märchen vorgelesen, man lauscht und schläft dann ein. Wie früher bei Oma, der Mutter meines Vaters. Die hat uns immer Geschichten und Märchen vorgelesen. Wir haben gelauscht, auf jedes Wort. Der Ofen hat geknackt und geknistert, es hat schön geheimnisvoll geleuchtet im Aschenkasten. Der ganze Raum war voll mit Feierlichkeit. Das war ganz romantisch, daran erinnere ich mich gerne. Wir, mein Bruder und ich, saßen auf dem Bänkchen und Oma im Sessel. Auf den Betten lagen gehäkelte Deckchen, das war auch sehr schön und fein. Daran erinnere ich mich immer gerne und dann wird mir warm ums Herz.  

Jürgen: Weihnachten zu Hause war immer spannend. Wir wohnten in Höxter. Vor Weihnachten gab es immer Geheimnisse und seltsame Geräusche aus dem Elternschlafzimmer. Vati rannte dann herum und war voller Gips, auf den Schultern und an den Händen. Er hat gesagt, er müsste noch eine Wand reparieren. Aber einmal hat er die Tür nicht ganz zugemacht und sie blieb einen Spalt breit offen. Da habe ich ihn gesehen: Den Tannenbaum! Er war wie eingeschneit. Vati hatte den Baum feucht gemacht und dann durch ein Sieb mit Gips bestreut. Da sah er aus, als ob es geschneit hätte. Meine Freude war natürlich groß.

Michael: Ich verbringe Heiligabend immer bei Mama. Und jedes Jahr gibt es etwas anderes zu essen. Darauf freue ich mich schon.
Jürgen: Einmal waren die Eltern weg und ich habe im Schlafzimmer gekramt und in die Schränke geschaut. Ich dachte, dass das Christkind bestimmt schon etwas dagelassen hatte. Als ich den Kleiderschrank meiner Eltern aufgemacht habe, fiel mir ein großer Teddybär entgegen. Uii! Dann hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und bin schnell wieder rübergaufen und habe mich aufs Sofa gesetzt. Den Teddy hatte ich mitgenommen. Mutti hat mich dann gefragt, was ich denn da hätte und ich habe gesagt: Ich habe das Christkind gesehen, es hat Geschenke hiergelassen. Sie hat dann gesagt, dass die Sachen aber nicht für uns wären, sondern für Verwandte und dass sie sie nur aufbewahren sollte. Und dann waren sie doch für uns! Heiligabend war auch schön. Mutti hatte ein schönes glitzerndes Kleid an und Vati einen schwarzen Anzug. Nach der Bescherung gab es Kartoffelsalat mit Würstchen. Daran erinnere ich mich gerne.
Michael: Es wird mit Weihnachten ja die Geburt von Jesus gefeiert. Das ist gut, er hat nämlich die Botschaft der Liebe zu uns gebracht. Da kann man auch ruhig seinen Geburtstag feiern, oder etwa nicht? Hauptsache, es kommt nicht schon wieder „Kevin allein zu Hause“ im Fernsehen.

"Ich hatte sozusagen Schwein gehabt!"

Michael Frömberg stellt sich vor

Ich bin nicht normal auf die Welt gekommen. Es war ein Notkaiserschnitt, denn ich hatte unregelmäßige Herztöne! Dann bin ich direkt von Linnich nach Birkesdorf gebracht worden. Das war allerhöchste Eisenbahn. Sonst wäre das bestimmt nicht gut ausgegangen. Dann wäre ich heute tot. Aber der Tod ist ja ein Tabuthema für einige Menschen Ich denke: Wenn sowieso jeder einmal dran ist, warum sollte man nicht darüber sprechen? Ich hatte sozusagen Schwein gehabt!

Ich bin in der Redaktion für die Fernseh- und Musiktipps zuständig, weil ich viel Musik höre und mir die Fernsehserien anschaue. Ich merke mir, was ich schaue und ob ich euch das empfehlen kann. Diesmal warne ich euch direkt: Schaut nicht schon wieder „Kevin allein zu Hause“, den alten Schinken. Das kommt jedes Jahr zu Weihnachten irgendwo und mittlerweile hat es bestimmt jeder schon einmal gesehen. Also braucht der eigentlich nicht zu kommen, aber die senden den trotzdem! Vielleicht schaue ich ihn mir ja doch nochmal an. Also allgemein und weil es immer noch welche gibt, die den Film nicht kennen: Daumen hoch! Das sage ich jetzt aber nur am Rande.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Wenn Pflege zur Herausforderung wird

Marion Steprath hat eine schwierige Aufgabe. Sie muss sicherstellen, dass die Bewohner der Lebenshilfe-Einrichtungen wie Birgden altersgerecht gepflegt werden. Dabei muss sie zwischen den gesetzlichen Anforderungen und den wirklichen Bedürfnissen der Bewohner vermitteln.
Seit vorigem Jahr ist Marion Steprath bei der Lebenshilfe angestellt. Vorher hat sie schon zwölf Jahre in der Pflege in Wegberg und in Waldenrath gearbeitet. Dort hat sie auch Jürgen Franke kennen gelernt, als sie seine Mutter pflegte. Jürgen ist sehr froh, dass Steprath dann bei der Lebenshilfe anheuerte. „Ich würde sie nicht mehr hergeben“, erklärt er beim Besuch in ihrem Büro. „Denn sie steht zu uns Behinderten.“ Ihre Aufgabe ist es, die Betreuer in der Pflege der Bewohner zu unterstützen. Vor allem, weil die Bewohner immer älter werden, ist dies keine einfache Aufgabe. „Denn wir haben kaum Erfahrungen mit behinderten Senioren“, erklärt sie. „Die Jahrgänge vor 1945 fehlen fast ganz.“ Daher müsse heute völlig umgelernt werden. Denn Menschen mit Behinderung werden anders alt. Oft auch früher oder mit dramatischeren Folgen. Deshalb muss sie sicherstellen, dass die altengerechte Pflege den gesetzlichen Standards entspricht – und da liegt der Hase im Pfeffer. Denn die gesetzlichen Standards orientieren sich an der herkömmlichen Seniorenpflege und gehen nicht auf die speziellen Bedürfnisse behinderter Menschen ein. „Das lässt sich leider nicht vergleichen“, erläutert Steprath. „Trotzdem muss ich die Pflegemaßnahmen daran messen und entsprechend beurteilen.“ Ist zum Beispiel der Body Mass Index (BMI) für jüngere Menschen mit Behinderung ähnlich anzusetzen wie bei nichtbehinderten älteren Patienten? Auch der Zustand und die Pflege der Bewohner muss dokumentiert werden, um den Standards zu genügen. Standards, die jedoch auf eine andere Zielgruppe und Situation zugeschnitten sind. So besteht zum Beispiel auch bei jüngeren Bewohnern durchaus Sturzgefahr, worauf die Heimleitung mit speziellen Maßnahmen reagieren muss. „Während wir hier oft auch junge Menschen haben, die einen besonderen Pflegebedarf aufweisen, gibt es Leute wie Jürgen, die noch ziemlich fit sind“, führt sie aus.




Jürgen unterstützt sie, wo er nur kann. „Ich bin quasi ihr Sekretär“, erklärt er stolz. Da er lange Zeit auch dem Bewohnerbeirat angehört hat, weiß er, worauf er zu achten hat und was für ihre Arbeit wichtig ist. „Man merkt, dass sie weiß, wovon sie spricht“, betont er. Deshalb sei klar, dass er sie in ihrer Arbeit unterstützt. Marion Steprath weiß die Hilfe durchaus zu schätzen.